„Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.“ – Auch wenn unser kleiner Brotbackofen keine Stadt der Antike ist, so stellte sich das Projekt doch als zeitaufwendiger heraus als gedacht. Außerdem gab es neben dem Ofen noch viele andere Aufgaben für uns Volontäre, wie beispielsweise das Organisieren der Begegnungsreise mit Gymnasium Lappersdorf Ende Mai. Sowohl die Planung als auch die zwei Wochen des eigentlichen Austausches, waren sehr cool und haben unglaublich viel Spaß gemacht. Den Ofen weiterbauen konnten wir in der Zeit allerdings nicht. Deshalb sind wir umso glücklicher darüber, dass wir in den letzten paar Wochen unseres Volontariats, dass Projekt Tanuru erfolgreich und vor allem vollständig abschließen konnten.
Nachdem es in Teil I hauptsächlich um die Überlegungen zum Beginn des Projekts und die Schwierigkeit der Beschaffung der Materialien ging, wollen wir in Teil II für alle Interessierten genauer die Planung und den eigentlichen Bau des Ofens beschreiben. Vielleicht entstehen ja bald auch in ein paar deutschen Hintergärten Brotbacköfen nach Kisangara-Prinzip (Patent beantragt).
Schritt 1 – Idee und Planung:
Das Ziel am Ende mit dem Ofen täglich über 150 Sconsi backen zu können, legte schon einmal fest, dass es ein relativ großer Ofen werden musste. Die ursprüngliche Idee war zunächst ein einfaches Backgewölbe, in welchem zuerst ein Holzfeuer für 2-3 Stunden gemacht werden muss bis die Wände ausreichend Hitze für den Backvorgang gespeichert haben. Auch wenn das die traditionellere Bauart eines Holzbackofens ist, entschieden wir uns für eine Variante, bei der über dem Feuer auf Bodenhöhe ein altes Ölfass liegt und als Backraum dient. Aus unserer Sicht hatte diese Version zum einen den Vorteil, dass man nur eine ca. 10 minütige Vorheizphase hat und zum anderen, dass in dem Backraum selbst nie Feuer und somit auch kein Rauch ist, was uns auf langfristige Sicht gesünder erschien.
Da wir in Kisangara keine Möglichkeit hatten an feuerfesten Mörtel zu gelangen, bauten wir den Ofen mit einfachem Lehmmörtel. Um diesen vor Regen zu schützen, mussten ein Unterstand und natürlich ein geeignetes Fundament entstehen.
Unsere Material-Liste:
Fundament:
Unterstand:
Ofen:
Schritt 2 – Fundament und Unterstand:
Für das Fundament haben wir mit großer Unterstützung einiger Schüler eine 30 cm tiefe Grube ausgehoben. Für die Pfosten gruben wir nochmal 20 cm tiefer und betonierten diese dann ein. Anschließend wird die Grube mit den Natursteinen (je größer, desto besser) ausgelegt und mit dem Zement-Sand-Gemisch aufgefüllt bis alle Steine restlos bedeckt sind. Das Baustahlgitter kommt 2-3 cm unter die Oberfläche an die Stelle, an der später der Ofen stehen soll. Unser Schüler Amiri hat das Ganze zuletzt noch mit sehr viel Geschick und Geduld zu einer ebenen Fläche verstrichen.
Ähnlich wie das Fundament, haben wir uns die Überdachung von der tansanischen Bauweise abgeguckt. Eine einfache Holzkonstruktion auf welche anschließend das Wellblechdach genagelt wird. Besonders die letzte Platte des Wellbleches zu befestigen stellte sich zwar schwieriger heraus als gedacht, aber nach ein paar Verrenkungen war alles bereit für den eigentlichen Ofen.
Schritt 3 – Bau des Ofens:
Der untere Teil des Ofens war verhältnismäßig einfach. Ganz nach unten kamen eine Schublade für die Asche, darüber ein Gitterrost und eine Tür, durch welche man später das Feuerholz nachlegt. Neben das Gitter, also da, wo das eigentliche Feuer sein würde, platzierten wir lieber Natursteine als Ziegelsteine. Zwar sind diese in Tansania recht billig (200 tansanische Schilling = 16 ct pro Stück), jedoch werden sie nur amateurmäßig in privater Produktion gebrannt und brechen dementsprechend leicht. Nachdem der Brennraum fertig war, ging es an das fröhliche Mauern. In der Mitte setzten wir noch Metallstangen ein, auf denen später das Fass über dem Feuer liegen sollte und mit Hilfe eines Lehrgerüsts aus Holz und einem Gitter, bauten wir das Gewölbe nach romanischem Prinzip.
Als Backraum benutzen wir ein altes Ölfass, welches wir nach Ausbrennen und Saubermachen mit einer Konstruktion für Backbleche im Innenraum versahen. Den Deckel ließen wir schon in Mwanga abfelxen und benutzen ihn mit ein paar Scharnieren als Backofentür. Der letzte Schritt war das Einsetzen des Fasses und das Abdichten des Brennraums. Als kleinen Zusatz setzten wir noch aus Zement gegossene Buchstaben in die Rückseite des Ofens, damit auch die OWSK bekannter wird, wenn die Bilder des Ofens im Internet erst einmal die Runde machen würden.
Schritt 4 – Backen:
Nach den doch fast zwei Monaten Bau des Ofens waren wir natürlich sehr gespannt wie gut die selbstausgedachte Konstruktion wohl funktionieren würde. Zunächst brannten wir den Ofen mit einem etwas kleineren Feuer ein und hatten noch gar nicht die Absicht etwas zu backen. Da allerdings unsere Köche mindestens genauso aufgeregt waren wie wir, machte uns Koch Mathiasi eine kleine Schüssel voll Sconsi zum Testen. Wir schoben also die paar Teigkugeln in den vorgeheizten Ofen und holten nach ca. 40 Minuten zusammen mit einem verführerischen Duft unsere ersten gold-gelb gebackenen Sconsi aus dem Ofen heraus. Die Schüler waren natürlich auch sehr neugierig und wollten die neuartigen Sconsi probieren und so waren alle in wenigen Minuten schon verputzt, was sowohl den Schülern als auch uns ein breites Lachen ins Gesicht zauberte.
Am nächsten Tag ging es dann daran mit den extra für den Ofen maßangefertigten Blechen alle 150 Sconsi für die ganze Schule zu backen. Wir machten die Erfahrung, dass bei zwei Blechen gleichzeitig, das untere Blech von unten und das obere von oben zu viel Hitze abbekommt, weshalb man sie entweder bei der Hälfte tauschen oder einfach eins nach dem anderen backen muss. So oder so waren wir überglücklich, dass der Ofen gut funktioniert. Außerdem wird ca. die Hälfte an Holz eingespart und der Ofen ist nach nur 10 Minuten schon heiß genug zum Backen. Auch deutsches Brot lässt sich ab jetzt hervorragend in Kisangara herstellen.
Ganz zum Schluss (an unserem letzten Tag an der Schule) haben wir noch unser inoffizielles Ziel gemeistert und für die ganze Schule einen Kuchen gebacken. Es sollte ein Marmorkuchen werden mit extra aus Deutschland importiertem Kakaopulver für den dunklen Teil und mit frischen tansanischen Passionsfrüchten für den hellen Teil. Auch wenn wir leider beim besten Willen kein Backpulver auftreiben konnten und der Kuchen somit etwas flach und fest geblieben ist, waren alle Schüler, aber auch Lehrer, Köche und Watchmen sehr begeistert von dem deutschen Klassiker. Alles in allem hat uns das Projekt Tanuru unglaublich viel Spaß gemacht, wir haben sehr viel dabei gelernt und besonders der Kuchen am Ende war schöner Abschluss unserer Zeit an der OWSK.
Simon & Leila
Friends of One World
Secondary School Kilimanjaro e.V. i.L.
Kohlrauschstr. 2 // 80805 München
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